Am Freitag, den 15. März gab es im neu renovierten Beelitzer Kino „Neues Lichtspielhaus“ ein besonderes Zusammentreffen. Rund 40 Frauen und Männer waren nicht nur gekommen, um Torsten Körners erfolgreichen Dokumentarfiln DIE UNBEUGSAMEN zu sehen, sondern auch im Anschluss an den Film zum Thema „Frauen in der Politik“ zu diskutieren.
![Beelitz: Kinosaal mit Diskussion](https://i0.wp.com/gruene-beelitz.de/wp-content/uploads/sites/3/2024/03/signal-2024-03-15-224559_002.jpeg?resize=783%2C587&ssl=1)
Fortschritt gegenüber den 60er Jahren
Beeindruckt durch die im Film geschilderten Situationen und Ereignisse, die die ersten Frauen der Bonner Republik bzw. im deutschen Bundestag erleben mussten, nahm die Diskussion im Saal direkt Fahrt auf. Frau Dr. Antje Töpfer, Staatsekretärin aus dem Brandenburger Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz fasste zusammen, welche grundlegenden Unterschiede zu der im Film gezeigten Zeit bestehen. Zum Beispiel sind Frauen heute selbstverständlicher Teil von Stadtverordneten-versammlungen, Kreis- oder Landtagen.
50% der Macht? Noch weit entfernt!
Bettina Praetorius vom Verein Frauen aufs Podium stellte daraufhin anschaulich dar, wo die Gleichstellung in Brandenburg aber noch weit entfernt liegt:
- Nur jede 5. Gemeinde hat eine Bürgermeisterin.
- In 14 Landkreisen und 4 kreisfreien Städten gibt es insgesamt nur 2 Landrätinnen.
- Kreistage und Stadtverordnetenversammlungen haben einen Frauenanteil von 28%, in einigen Gegenden sogar nur 16%.
- Im Brandenburgischen Landtag gibt es 35% Frauen.
![Bettina Praetorius im Gespräch mit Dr. Antje Töpfer und Thomas von Gizycki](https://i0.wp.com/gruene-beelitz.de/wp-content/uploads/sites/3/2024/03/signal-2024-03-15-224559_005.jpeg?resize=783%2C587&ssl=1)
Darüberhinaus erleben die meisten Frauen immer noch eine erhebliche Lücke bei der Bezahlung, sie arbeiten weit häufiger in Teilzeit und in wesentlich stärkerem Ausmaß unbezahlt, z.B. für sogenannte Care-Arbeit. In Führungspositionen sind sie seltener vertreten. Bei wesentlichen politischen Entscheidungen sind sie aufgrund der fehlenden Mandate nicht oder nur unzureichend beteiligt.
Diskussion mit dem Publikum:
Wo sind die Hürden? Was können wir ändern?
Bei der Diskussion mit dem Publikum wurde das große Engagement und Interesse an politischer Arbeit und Einflussnahhme der anwesenden Frauen klar. Hinderungsgründe für eine politische Teilhabe sind nach wie vor in der bestehenden politischen Kultur und Struktur zu suchen, die Männern klare Vorteile verschafft. Dabei spielen Belohnungssysteme innerhalb von Parteien eine Rolle, die die Anzahl von Ehrenämtern, Kandidaturen und Mitgliedsjahre honoriert. Auch heute hängt die Vergabe politischer Ämter immer noch von männlich geprägten Netzwerken ab, deren Spielregeln die Mehrzahl der Frauen ausschließt.
Positive Veränderungen hin zu einer höheren Beteiligung von Frauen werden immer dort berichtet, wo die Präsenzkultur z.B. bei langen Sitzungen am Abend aufgeweicht wird. Viele Kreistage in Brandenburg haben beispielsweise Online-Formate oder hybride Formate zur Teilnahme und Abstimmung eingerichtet. Lange Anffahrtswege werden so vermieden und die parlamentarische Arbeit auf die notwendige Zeit der Sitzung beschränkt.
Dr. Antje Töpfer und Thomas von Gizycki berichten auch von festgelegten und quotierten Redezeiten in Ausschusssitzungen oder Stadtverordnetenversammlungen. Werden diese Regeln durchgesetzt, führt es dazu, dass Männer weniger und Frauen mehr Raum in der Kommunikation einnehmen und sich die Gremiensitzungen insgesamt verkürzen – ein Vorteil für alle! Gute Erfahrungen berichten die Frauen im Publikum auch von überparteilichen Zusammenschlüssen oder Stammtischen der politisch engagierten Frauen. Eine wichtige Entwicklung, die bisher nur in wenigen Brandenburger Kommunen eingeführt wurde, ist eine einfache Aufwandsentschädigung für politisch engagierte Frauen, um die Mehrausgaben für Care-Arbeit zu erstatten.
![](https://i0.wp.com/gruene-beelitz.de/wp-content/uploads/sites/3/2024/03/signal-2024-03-15-224559_003.jpeg?resize=783%2C587&ssl=1)
ToDo-Liste für alle …
Bei allen politischen Weiterentwicklungen, die wir auf dem Gebiet der Gleichstellung noch brauchen, wurde an diesem Abend doch klar: Wir alle können uns an den Wahlurnen und im Alltag für mehr Gleichstellung einsetzen:
- Parteien und kommunale Bündnisse wählen, die quotierte Listen aufstellen, d.h. mit 50% Frauen und 50% Männern antreten.
- Frauen wählen, denn mehr Frauen in den Parlamenten machen i.d.R. bessere Politik für Frauen.
- Frauen wählen, denn eine ausgewogene Mischung von Frauen und Männern führt zu einem konstruktiveren Miteinander und besseren Entscheidungen in den Parlamenten.
- Frauenbündnisse und positive Kommunikation über politisch engagierte Frauen unterstützen.
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