Kirche Reesdorf von der Bundesstraße aus gesehen

Rund um den Rundling

Reesdorf bei einem Hörspaziergang entdecken

Am Sonntag, den 4. August ging es mit einem Dutzend Interessierten in den kleinsten Ortsteil von Beelitz. Wir hatten schon viel vom Audio-Walk gehört, den die Reesdorfer über ihr kleines Rundlingsdorf zusammengestellt hatten. Nun wollten wir es endlich selber ausprobieren.

Platzregen und Rettung im Dorfgemeinschaftshaus

Ausgestattet mit Smartphone, Bluetooth-Box und guter Laune ging es um 15 Uhr los. Sogar Christian Wessel – unser Kandidat für die kommende Landtagswahl – kam mit dem Fahrrad noch dazu. Klasse! Die ersten Stationen z.B. zur Geschichte von Reesdorf, zum Wappen und Transformatorenturm waren kaum absolviert, da entlud sich ein heftiges Gewitter über uns. Zum Glück durften wir uns für eine halbe Stunde im Dorfgemeinschaftshaus unterstellen!

Über die Wiesen rund um Reesdorf

Ist man einmal am Feuerwehrhaus vorbei, beginnt der ausgedehnte grüne Teil des Audio-Walks. Auf dem Weg durch die Wiesen und Weiden eröffnen sich weite Blicke in die Landschaft – bis nach Beelitz und Schäpe. Nach dem Regen treffen wir auf kleine Kröten. Allerlei Mücken sind ebenfalls unterwegs – zu unserer Pein aber auch zur Freude der zahlreichen Schwalben und Mauersegler.

Die Hörstationen bringen uns die hier lebenden Tiere zum Beispiel Feldhase, Hermelin und Nutria näher. Wir erfahren aber auch viel Spannendes zur Geschichte und sogar zu einem heute verschollenen Dorf.

Vom Niedermoor zur Weide

Noch vor wenigen Jahrhunderten war die Gegend um Reesdorf eine Auenlandschaft mit Niedermooren. Die Nieplitz durchfloss die Niederung in weiten Bögen (Mäander). Die dichten Erlenbestände mit Seggen und die sumpfigen Böden waren kaum zugänglich. Je nach Jahreszeit setzte die Nieplitz die umliegenden Flächen für längere Perioden im Jahr unter Wasser. Abgestorbene Pflanzen konnten in den feuchten Bedingungen nur schwer zersetzt werden. Es bildeten sich bis zu 2m dicke Torfschichten.

Um die Gebiete für die Dorfbewohner nutzbar zu machen, wurde die Nieplitz begradigt und schließlich im 20. Jahrundert ein umfangreiches System aus kleinen Gräben, Wehren und Stauen angelegt. So hat man die nährstoffreichen Flächen entwässert und in Wiesen und Weideland umgewandelt. Rund ums Dorf sieht man heute Rinder weiden, wir können aber auch 7 Störche, Kraniche und Graugänse beobachten. Ein Fernglas empfiehlt sich immer dabei zu haben!

Trockene Moorböden – Risiko für Klima und Wasserhaushalt

Wir wissen heute, dass die Eingriffe des Menschen in Feuchtgebiete große Nachteile mit sich bringen: Trockene Moorböden setzen enorme Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre frei – in Brandenburg mehr CO2 als der gesamte Straßenverkehr zusammen. Gleichzeitig führen die Gräben und Kanäle dazu, dass das reichlich vorhandene Wasser im Winter schnell abgeleitet wird. In den regenarmen Zeiten des Jahres fehlen dann die Wasseressourcen im Boden. In Brandenburg werden deshalb aktuell wieder Flussläufe renaturiert und ehemalige Moorflächen wieder vernässt. Auch die Nieplitz soll rund um Beelitz wieder teilweise in ihren ursprünglichen Lauf zurückversetzt werden.

Zurück zum Dorf – Rundling von innen

Eindrücklich wird uns auf dem Weg ums Dorf bewusst, dass man den Rundling als Fremder nur über den einen Zugang an der Bundesstraße betreten kann. Alle rückwärtigen Wege über die Wiesen und Weiden sind privat. Hier treffen wir auf Barbara Ral, die uns eine neue Methode vorstellt Laub zu sammeln und an Ort und Stelle zu kompostieren.

Unser Weg führt uns anschließend durch den Kiefernforst, an Dünen vorbei und über Friedhof und Spritzenhaus in den Ortskern zurück. Die Hörbeiträge lassen uns immer wieder schmunzeln. Zu unserer großen Überraschung begegnen wir an der Reesdorfer Dorfstraße noch einer der Autorinnen des Audio-Walks. Eine gute Chance uns für die tolle Idee, die intensiven Recherchen und die viele Arbeit zu bedanken, die für die Umsetzung dieses Hörspaziergangs notwendig gewesen sind. Die letzten Stationen hören wir auf der Bank unter der Reesdorfer Dorflinde. Bei schönstem Abendsonnenschein spielen die Reesdorfer vor ihrer Kirche Volleyball. Und einer schreit zu uns hinüber: „Na, wie war der Spaziergang?“ Wir finden: einsame Spitze!!! Reesdorf ist uns ans Herz gewachsen.

Wir haben viel Neues erfahren und können das Erlebnis unbedingt weiter empfehlen!

HIER gehts zu den Hörstationen …

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