Entdeckungen in einem erstaunlich diversen Lebensraum
Das Brandenburger Wirtschaftsministerium plant, wie berichtet, in dem Gebiet nordwestlich des Güterbahnhofs Seddin ein bis zu 1340 ha großes Industriegebiet.
Der Michendorfer Ortsverband von BÜNDNIS 90/GRÜNE hatte am Sonntag eingeladen, dieses komplett mit Landesforst bestandene Gebiet zu erwandern. „Nur, wenn man die Landschaft zu Fuß erkundet, kann man ermessen, was uns da verloren ginge, sollte das Land seine Pläne umsetzen“ sagt Susanne Dütz, Sprecherin der Michendorfer Grünen.

35 Interessierte vor allem aus den Gemeinden Michendorf, Beelitz, Seddiner See und Schwielowsee liefen die gut 8 km lange Strecke durch die eiszeitlich geprägte Wald- und Forstlandschaft. Los ging es am Bahnhof Seddin nach Nordwesten durch den sogenannten „Fokusbereich“ – also den 300 ha großen Teil des Untersuchungsgebietes, der besonders im Interesse des Wirtschaftsministers liegt.
Die hügelige Landschaft ist durch einen erstaunlich vielfältigen Forst geprägt, die dominierende Kiefer wird immer wieder durch Buchen- und Eichenbestände durchbrochen, einige Flächen sind zum Zwecke des Waldumbaus frisch eingezäunt. „Der Landesforstbetrieb ist hier an vielen Stellen schon erfolgreich mit dem Waldumbau befasst, für das Industriegebiet würde das alles dem Erdboden gleich gemacht“ sagt Lutz Pahl, Sprecher des grünen Ortsverbandes Beelitz und Seddiner See.



„Das hiesige Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseengebiet“ wurde 1998 in erster Linie zum Schutz des Bodens und des Grundwassers ausgewiesen. In unserer Gegend sinkt der Grundwasserspiegel seit einigen Jahren dramatisch. Es ist explizit gefordert, die Flächen vor Überbauung zu schützen“, ergänzt Dr. Gisela Baumann von den Beelitzer Grünen.
„Das Gebiet hat im Fokusbereich bis zu 20 Meter Höhenunterschiede, landschaftlich geht es hier beeindruckend hügelig zu. Für ein Industriegebiet müsste das alles planiert werden!“ gibt Volker Wiedersberg (BÜNDNIS 90/GRÜNE), Vorsitzender der Gemeindevertretung Michendorf, zu bedenken.
Nach gut einem Kilometer trifft die Wandergruppe auf den 66-Seen-Wanderweg. „Dieser Weg führt als einziger zusammenhängender, ausgewiesener Wanderweg ca. 400 km rund um Berlin“ sagt Ulrike Braun, zertifizierte Wanderführerin aus Michendorf. „Der 66-Seen-Weg würde durch das Industriegebiet auf 3 km unterbrochen werden, eine Wegalternative ist wegen der Autobahnen nicht vorstellbar.“

Die Wanderung führt an einem geschützten Fledermausquartier vorbei. Wenig später trifft die Gruppe zuerst auf ältere, dann auf frische Wolfslosung. „Dieses gesamte Gebiet gehört zum Revier mindestens einer Wolfsfamilie, vermutlich aus dem Bereich des Truppenübungsplatzes Lehnin. Mit der geplanten Zerstörung des Wald- und Forstgebietes wird nicht nur Naturlandschaft, die dem Menschen nützt, zerstört, sondern damit würde auch dem streng geschützten Wolf und anderen Wildtieren der Lebensraum genommen“ sagt Dr. Hans-Holger Liste, Wolfsexperte aus Beelitz und Sprecher der „Allianz Wolf Brandenburg„.




Die Teilnehmer der Wanderung sind sich einig: Diesen Teil des Landschaftsschutzgebietes für ein Gewerbegebiet zu versiegeln, ist unverantwortlich.
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